Was heißt es, authentisch zu sein?

Heutzutage ist es wichtig, authentisch zu sein, aber wer weiß genau, wie das geht? Ich habe es jedenfalls nicht gelernt.

Stattdessen habe ich verinnerlicht, wie ich mich zeigen oder darstellen sollte. Oftmals spüre ich allerdings, dass ich so nicht bin, sondern etwas spiele. Dann würde authentisch zu sein heißen, mich gegen meine „gute Erziehung“ oder den Mainstream zu stellen. Das habe ich auch nicht gelernt. Im Gegenteil, mir wurde suggeriert, dass das gefährlich sei.

Wenn wir uns anderen zeigen, versuchen wir, unsere guten Seiten hervorzuheben. Nicht nur, wenn wir zu Dates oder Bewerbungsgesprächen gehen. Wer kennt noch die Sonntagskleidung, in der man in die Kirche geht. Oder die gute Stube – das Wohnzimmer, das in der Woche geschont wurde. In dem man nur gesessen hat, wenn Besuch kam.

Wir sind es gewöhnt, eine saubere, ordentliche, angenehme Umgebung für andere zu schaffen. Sie sollen uns positiv einschätzen. Düstere Familiengeheimnisse, negative Gefühle und schädliche Verhaltensweisen gehören dort nicht hin.

Genauso bewegen wir uns heutzutage in den sozialen Medien. Wir messen unsere Beliebtheit daran, wie viele Likes und Follower wir haben. Wir richten uns danach aus, was uns unbekannten Menschen gefällt. Wir verbergen Unerwünschtes oder Störendes, weil wir fürchten, abgelehnt zu werden.

Diese von Generation zu Generation weitergegebene Art, uns gut in Szene zu setzen, kollidiert jetzt mit dem Gebot der Authentizität.

Doch was heißt es überhaupt, authentisch zu sein? Laut Duden bedeutet es, echt und glaubwürdig zu sein. Den Tatsachen entsprechend. Nun sind die Menschen aber komplexe Wesen mit ganz unterschiedlichen und widersprüchlichen Eigenschaften. Sollen wir die alle zeigen? Sind wir dann authentisch?

Die meisten von uns wissen, dass sie anstrengend, kompliziert, nervig, übergriffig oder fordernd sein können. Das wurde schon in unserer Kindheit als negativ bewertet oder man hat es uns abgewöhnt. Dementsprechend versuchen wir auch heute noch, es zu verbergen.

Wer es nicht verstecken kann, dreht den Spieß einfach um. Wer kennt noch den Spruch „Ich bin nun mal so?“ Da hat mich jemand gekränkt, aber anstatt sich zu entschuldigen oder es wieder gut zu machen, redet er sich raus. Wenn er nun mal so ist, dann darf ich es ihm nicht übel nehmen, oder? Plötzlich bin ich die Böse, die seine Unverschämtheit nicht hinnehmen will. Die Person wälzt die Verantwortung für ihr Fehlverhalten schlicht auf mich ab, und glaubt, sich selbst gut dargestellt zu haben. Das ist nicht authentisch, sondern unfair, aber wenn man es einmal durchschaut hat, zieht es nicht mehr.

Wenn wir uns unserer schlechten Eigenschaften oder unseres anstrengenden Verhaltens also bewusst sind, wie können wir uns dann authentisch verhalten? Wenn ich gerade nervös bin, kann ich es aussprechen. Wenn ich spüre, dass ich meine Mitmenschen damit anstecke oder nerve, kann ich mich zurückziehen. Ich habe aber auch die Möglichkeit, mich auf ihre Ruhe oder ihren Mut einzuschwingen. Ich kann mich entscheiden, die Nervosität durch mich hindurchfließen zu lassen, hineinzuatmen oder zu klopfen, bis sie vorbeigeht. (Was Klopfakupressur / EFT ist, erfährst du hier)

Doch wie beschreibe ich mich in dieser Authentizität?

Ich bin kein nervöser Mensch, aber es gibt durchaus Dinge, die mich nervös machen. Ich kann meine Nervosität rasch überwinden und wieder in meine Kraft kommen. Für ein Label ist diese Erklärung zu lang. Vielleicht ist das das Problem an der Authentizität. Man muss sich mehr Zeit nehmen, anderen mehr Zeit geben und bekommt keine einfachen Antworten. Führt der Wunsch nach Authentizität dahin? Das wäre eine riesige Entwicklung in eine Richtung, die ich großartig finde.

Wo bist du authentisch? Schreib es in die Kommentare.

 

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