Mit meinem Körper plaudern?

Mein Körper hat unglaubliche Fähigkeiten. Sobald ich mit Fremdstoffen in Kontakt komme, reagiert meine Haut. Mein Körper verteidigt sich gegen Eindringlinge, wie Superhelden die Erde gegen Aliens. Das macht er großartig. Woher soll er auch wissen, dass das Sekret der Mücke nicht gefährlich für mich ist? Ich habe ihm schon oft gesagt, dass er die kleinen Stiche nicht auf fünf Zentimeter Durchmesser anschwellen lassen muss, aber er versteht mich einfach nicht.

Oder verstehe ich ihn nicht? Ist das Protein der Mücke in meiner Haut in Wirklichkeit eine heimtückische Bedrohung, vor der er mich zu Recht beschützt? Ich vermute, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

Auf jeden Fall spricht mein Körper eine andere Sprache als ich. Das ist nicht schlimm, denn ich bin bereit, sie zu lernen. Es gibt viele Bücher, in denen Körpersymptome mit Gedanken und Gefühlen in Verbindung gebracht werden. Bei Allergien steht da – je nach Autor unterschiedlich: Probleme mit Abgrenzung, Leugnung der eigenen Kraft, Wut. Ziemlich viel Bedeutung für einen übermäßig angeschwollenen Mückenstich.

Ich will es einfacher halten. Wie haben die Menschen ganz früher mit ihren Körpern kommuniziert? In den alten Traditionen gibt es überall Bewusstseinsarbeit. Yoga, Tänze, halluzinogene Drogen, Schamanismus, Meditation, Träume. So offenbart sich das Wissen des Körpers. Aber wie sage ich meinem Körper mittels Tanz oder Yoga, dass diese Mücke und ihr Sekret keine Bedrohung für mein Leben sind?

Das kann nicht funktionieren. Mein kraftvollstes Mittel ist die Sprache. Natürlich versteht mein Körper, was ich ihm sage, aber er scheint nicht nur auf meine Worte zu hören, sondern die Gefühle und Situationen hinzuzunehmen. Wenn ich ihm genervt sage: Dieser Mückenstich ist nicht gefährlich, dann reagiert er vermutlich mehr auf mein Genervtsein als auf meine Worte. Ich müsste mich vermutlich erst entspannen, um ihm klarzumachen, dass dieser Stich keine Gefahr darstellt. Allerdings fällt mir das nicht leicht, wenn es juckt und brennt.

In der Energiearbeit habe ich einen guten Tipp gefunden. Die Lage der Zunge im Mund. Schon mal drauf geachtet? Liegt die Zungenspitze direkt hinter den oberen Schneidezähnen leicht am Gaumen an, ist der Körper in einem Zustand entspannter Aufmerksamkeit. Im entspannten Zustand liegt sie satt unten in der Mundhöhle. Bei großem Stress klebt sie geradezu am Gaumen.

Ich betrachte also meinen Mückenstich, meine Zungenhaltung signalisiert höchsten Stress. Entschlossen lege ich die Zungenspitze hinter die oberen Schneidezähne an den Gaumen, lasse sie nicht zurückwandern und atme. Tatsächlich beruhige ich mich. Ich betrachte den frischen Mückenstich.
Der ist nicht gefährlich für meine Existenz, sage ich laut.
Diese Schwellung auch nicht, denkt es mich plötzlich.
Ich stutze. Das ist natürlich wahr. Das eine ist so ungefährlich wie das andere.
Warum schwillt der Stich so sehr an?, frage ich.
Keine Antwort. Offenbar mag mein Körper keine konkreten Fragen. Sicher hat er seine Gründe. Irgendwas mit Wut, Abgrenzung und Leugnung meiner eigenen Kraft vermutlich. Oder weil das Mückensekret eine Allergie auslöst. Na gut. Dann nehme ich eben meinen Hitzestift, auch Stichheiler genannt, und behandle den Stich. Das funktioniert immer.

Abgesehen davon habe ich mein Ziel erreicht. Ich wollte doch mit meinem Körper plaudern. Es lief nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe, aber immerhin.

Wie kommunizierst du mit deinem Körper? Schreib es in die Kommentare.

 

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