Im Supermarkt die Welt retten?

Die Meere und ihre Bewohner ersticken in Plastik. Das will ich nicht. Ich könnte leicht auf Plastik verzichten, aber nicht auf die Produkte, die darin verpackt sind.

Im Supermarkt fühlte ich mich seit einiger Zeit hilflos. Alles ist in Plastik verpackt. Bei Obst und Gemüse kann ich jetzt wiederverwendbare Frischebeutel benutzen, das ist gut. Aber die anderen Dinge? Käse, Fleisch, Süßigkeiten? Alles ist verpackt. Ich sollte es nicht in meinen Einkaufswagen legen, denn Fleisch ist umweltschädlich, Käse schwer verdaulich und über Süßigkeiten reden wir besser gar nicht. Ich befinde mich in mehreren inneren Konflikten. Soll ich denn auf all das verzichten? Wieso habe ich so ein schlechtes Gewissen?

Ich habe lange gedankenlos eingekauft. Als ich aufgewachsen bin, sind meine Mutter und Großmutter noch mit einem Korb auf den Wochenmarkt gegangen und haben Obst und Gemüse lose oder in braunen Papiertüten mit der Aufschrift „Esst mehr Obst“ gekauft. Fleisch, Fisch und Brot gab’s beim Fachhändler um die Ecke. Alles wurde in Papier verpackt.

Dann kamen die Supermärkte. Plötzlich war vieles verschweißt. Wir haben die Dinge so gekauft, wie sie angeboten wurden. Es war außerhalb unserer Vorstellung, dass wir oder die Erde ein Müllproblem bekommen könnten. Dann begann die „Jute statt Plastik“-Bewegung. Wer etwas auf sich hielt, lief mit Jutebeutel durch die Stadt und ließ sich schräg ansehen.

30 Jahre später sind wir wieder an dem Punkt. Allerdings haben Plastikverpackungen so zugenommen, dass ich nicht darum herum komme, wenn ich keinen Bio-Laden oder Wochenmarkt in der Nähe habe.

Manchmal muss ich auf dem Weg von der Arbeit noch einkaufen. Ich bin müde und der Bio-Markt ist zu weit weg. Also husche ich mit meinem Jutebeutel in den Supermarkt am S-Bahnhof. Dort bin ich überfordert von der Menge an Plastik. Muss ich mich zwischen der Erde und meinen Essgewohnheiten entscheiden?

Am liebsten würde ich fasten, aber das ist auf lange Sicht nicht praktikabel. Ich überwinde die Verzweiflung und besinne mich auf mich. Was will ich denn wirklich? Kekse! Am liebsten selbstgebackene, aber es ist spät, das schaffe ich heute nicht mehr. Also her mit den Fabrik-Keksen! Stopp. Will ich die wirklich? Nein. Ich will selbstgebackene, aber auf die muss ich heute verzichten. Ich lasse die Fabrik-Kekse liegen. Dann wenigstens Schokolade. Die will ich stattdessen und zwar unbedingt. Na gut. Rein in den Einkaufswagen.

Was ist mit Paprika im Dreier-(Plastik-)Pack? Ich esse jeden Tag Paprika, aber ich entscheide mich für die losen, auch wenn sie nicht so gut aussehen und teurer sind. Zwei reichen erst mal. Ich stecke sie in meinen Mehrwegbeutel.

Nun wird es richtig hart: Müsli-Riegel. Wenn wir am Wochenende unterwegs sind, haben wir immer welche dabei. Jeder einzeln in Plastik eingepackt. Das ist ganz schlecht. Kann ich darauf verzichten? Nein! Aber ich habe noch Butter, Honig, Haferflocken und Nüsse zu Hause. Ich könnte probieren, sie selber zu machen. Ich lasse die Müsli-Riegel im Regal. So habe ich etwas Plastik eingespart und ein paar Kalorien und Konservierungsstoffe. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, morgen etwas neues zu machen.

Gut gelaunt setze ich meinen Einkauf fort. Ich habe meinen persönlichen Wegweiser gefunden. Mein Einkaufswagen bereitet mir heute kein schlechtes Gewissen. Ich habe jedes Produkt genau geprüft und bewusst in meinen Wagen gelegt. Mein Beitrag zur Rettung der Welt ist heute winzig, aber ich habe meine Bedürfnisse hinterfragt und eine Balance gefunden. Das ist mehr, als ich von diesem Einkauf erwarten konnte.

Wie gehst du mit inneren Konflikten um? Schreib es in die Kommentare.

Zurück

Deine Anmerkung zu diesem Beitrag?

Hinweis:  Nimm dir aus diesem Blog mit, was du gebrauchen kannst. Gib hinein, was dir wichtig ist, aber achte bitte darauf, dass Respekt, Sicherheit und Freundlichkeit alles zusammenhalten.

 

Datenschutzhinweis:
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Selbstverständlich werden deine Daten nicht für Werbezwecke genutzt oder an Dritte weiter gegeben. Für weitere Informationen zum Datenschutz klicke bitte hier.